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Schmalhans Küchenmeister: Die heilende Wirkung des Kurzzeit-Fastens! 

19. Mai 2023

von Dr. Jens Freese

Auf das karnevalistische Treiben folgt bekanntlich die Fastenzeit. Laut katholischer Auffassung soll die 40 Tage dauernde Nahrungskarenz bis Ostern der Buße und Besinnung dienen. Obwohl die religiöse Bedeutung immer seltener ein Leitmotiv ist, hat das Heilpotential des Fasten in Wissenschaft, Medizin und Therapie seit zwei Jahrzehnten Hochkonjunktur. Denn Fasten ist teil unseres evolutionären Erbes. Schon immer war Homo sapiens einer fluktuierenden Nahrungsverfügbarkeit ausgesetzt. Vor Beginn von Ackerbau und Viehzucht vor zirka 10.000 Jahren haben wir gegessen, was Mutter Natur so her gab. Und das war je nach Jahreszeit mal mehr mal weniger. Kritische Stimmen unterstellen der reinen Kalorienreduktion allerdings ein Verlust an Muskelmasse und die Förderung des berühmten Jojo-Effekts. Ist Fasten also Hokuspokus, an dem sich Naturmediziner, Heilpraktiker und Ernährungsberater nur eine goldene Nase verdienen wollen? Oder ist Fasten sogar gesundheitsförderlich?

Die Nulldiät ist Out – einzelne Fastentage sind total In!

Laut Definition der Ärztegesellschaft Heilfasten und Ernährung e. V. ist Fasten der freiwillige Verzicht auf feste Nahrung und Genussmittel. Menschen, die präventiv etwas für ihre Gesundheit tun möchten, empfiehlt die Gesellschaft ein Kurzzeitfasten von 5 bis 10 Tagen. Als therapeutische Massnahme sollten es mindestens 10 bis 21 Tage sein und im Idealfall unter ärztlicher Kontrolle mit zusätzlicher Bewegungs- und Entspannungstherapie stattfinden. Die traditionelle Nulldiät wurde inzwischen allerdings durch modifizierte Fastenkonzepte ersetzt. Um nicht Gefahr zu laufen, wertvolles Muskelprotein in der hepatischen Glukoneogenese zu „verbrennen“, wird die tägliche Energieaufnahme durch nährstoffhaltige Getränke zwischen 200 und 500 Kilokalorien ergänzt. Ein solches Konzept verfolgt auch die Buchinger Klinik in Bad Pyrmont. Otto Buchinger erkannte bereits 1920, daß chronische Krankheiten durch Fasten geheilt oder zumindest gelindert werden können.

Ketone sichern das Überleben und wirken antientzündlich!

Zum Thema Fasten als medizinische Intervention liegen inzwischen eine Vielzahl von Untersuchungen vor, die das präventivmedizinische und therapeutische Potenzial belegen. So kann Heilfasten nicht nur nachhaltige Effekte beim Abbau von Übergewicht erzielen, sondern auch anti-inflammatorische Wirkungen entfalten, den Bluthochdruck senken und das metabolische Syndrom verbessern. Offenbar führt gerade bei übergewichtigen Menschen mit exzessivem Essverhalten das Fasten zu einer Unterbrechung regider Verzehrmustern. Aber viel wichtiger: Fasten fördert die Ketose, also den Abbau von gespeicherten Fettsäuren zur Bildung von Ketonkörpern in der Leber. Ketone wirken sowohl im Darm als auch im Gehirn nachweislich antientzündlich. Und da das Gehirn (besser gesagt die Neuronen) Ketone als Energieträger lieben, ist Fasten die logische Konsequenz gegen neuroinflammatorische Erkrankungen wie Depressionen, Multiple Sklerose, Schizophrenie und viele andere. Ketonkörper haben seit jeher unser Überleben in Dürre- und Winterzeiten gesichert. Mit Hilfe von Ketonen können Menschen bis zu 30 Tagen ohne jegliche Nahrungsaufnahme auskommen, Königspinguine sogar bis zu 5 Monate. Durch den grenzenlosen Energieüberfluss der letzten Jahrzehnte, sind die Ketone immer mehr in den Hintergrund gerückt. Kein Wunder, dass Fasten und die damit verbundene Ketose in der Krebstherapie erfolgreich Einzug gehalten haben.

Fasten und High Intensity Training – das Fettburning-Duo!

Studien aus dem Forschungsbereich Caloric Restriction und Intermitted Fasting unterstreichen die positiven Einflüsse des gelegentlichen Nahrungsverzichts. Vom Fadenwurm bis zum Affen zeigen unterschiedlichste Spezies, dass eine Reduktion der Energiezufuhr um 20 bis 30 Prozent eine Lebensverlängerung um bis zu 40 Prozent bewirkt. Zugleich sinken altersassoziierte Erkrankungen wie Diabetes, Krebs und gefäßbedingte Herz- und Hirnerkrankungen um Sage und Schreibe 40 bis 50 Prozent. Ähnliche Ergebnisse zeigen Studien zum intermittierenden Fasten. Der Gerontologe Valter Longo konnte beispielsweise eindrucksvoll belegen, dass 3 bis 5 Fastentage mit 400 bis 500 Kilokalorien pro Tag die Nebenwirkungen einer Chemotherapie deutlich reduzieren. Die Effekte werden in den fettsüchtigen USA bereits hoch gehandelt. Im amerikanischen Original, der sogenannten Every Other Day Diet, isst Du 5 Tage pro Woche normal und an den beiden Fastentagen 500 (Frauen) bzw. 600 Kalorien (Männer). Probiere es einfach mal aus. Empfehlung: Wenn Du Dein viszerales Fett möglichst schnell loswerden willst, kombiniere die beiden Fastentage pro Woche mit einem High Intensity Training – Fatburning par excellence!

 

Quellen:

  • Mattson, M. P., & Wan, R. (2005). Beneficial effects of intermittent fasting and caloric restriction on the cardiovascular and cerebrovascular systems. The Journal of Nutritional Biochemistry, 16(3), 129-37. doi:10.1016/j.jnutbio.2004.12.007
  • Longo, V. D., & Mattson, M. P. (2014). Fasting: Molecular mechanisms and clinical applications. Cell Metabolism, 19(2), 181-92. doi:10.1016/j.cmet.2013.12.008

Dr. Jens Freese

Über den Autor

Dozent | Wissenschaftler | Berater

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