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Fleisch ist mein Gemüse: Sind gesättigte Fette so schlecht wie ihr Ruf? 

19. Mai 2023

von Dr. Jens Freese

Seit langem eilt den gesättigten Fettsäuren ein schlechter Ruf voraus. Ein zu hoher Konsum sei unter anderem Schuld an koronarer Herzerkrankungen (immer noch die Todesursache Nummer 1!), so die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Tatsächlich konsumiert der Deutsche wesentlich mehr gesättigte Fettsäuren als die DGE sich das wünscht. In ihren Richtlinien empfiehlt sie einen Anteil von höchstens 7-10% an der Gesamtenergiezufuhr. Hauptverdächtige sollen insbesondere die Fette aus Lebensmitteln tierischer Herkunft sein, wie z.B. Butter, Sahne oder Fleisch. Doch sollte ein saftiges Rumpsteak mit einem fetten Stück Kräuterbutter obenauf gleich ein schlechtes Gewissen verursachen?

Die DGE ist sich sicher: Gesättigte Fette sind (Mit-)Verursacher von Herzkrankheiten!

Neue Studienergebnisse stellen diese Volksweisheit infrage: In einer Untersuchung an einer norwegischen Universität nahmen 46 übergewichtige Männer (BMI > 29, Bauchumfang > 98cm) an einer 12-wöchigen Diät teil. Die Forscher unterteilten die Probanden in zwei Gruppen. Während der Eiweißanteil bei beiden Gruppen gleich war (19%), nahm die Very-High-Fat-Low-Carb-Gruppe (VHFLC) 73% der Gesamtkalorien über Fette zu sich, die Low-Fat-High-Carb-Gruppe (LFHC) 30%. Die zugeführte Gesamtenergiemenge war in beiden Gruppen gleich. Jeweils die Hälfte der konsumierten Fettsäuren waren gesättigt. Bei der Auswahl der Lebensmittel wurde auf eine möglichst geringe Verarbeitung und Gehalt an zugefügtem Zucker geachtet, sowie eine insgesamt hohe Qualität der Produkte.

Müssen gesättigte Fettsäuren rehabilitiert werden? Liegt es nicht doch an der Qualität?

Nach Ablauf der zwölf Wochen waren Bauchumfang, Fettmasse und Körpergewicht in beiden Gruppen deutlich und in etwa gleichem Maße reduziert. Interessant waren die Ergebnisse in Bezug auf die Veränderungen der Blutfettwerte in der VHFLC-Gruppe: Die Menge an Triglyzeriden sank deutlich, während sowohl beim Gesamtcholesterin als auch beim vermeintlich „lausigen“ Low-density Lipoprotein (LDL- Cholesterin) sich überhaupt nichts änderte – ganz im Gegensatz zu den öffentlichen Empfehlungen! Allerdings: Interessanterweise stieg das „hilfreiche“ High-density Lipoprotein (HDL-Cholesterin) an, was bei der LFHC-Gruppe nicht der Fall war. Die Niedrig-Fett-Hoch-Kohlenhydrat-Gruppe konnte zwar auch Gesamtcholesterin und LDL senken, jedoch bei gleichbleibendem HDL. Ottar Nygard, Leiter der Studie, bringt die Ergebnisse auf den Punkt: „Die meisten gesunden Menschen vertragen offenbar eine hohe Menge an gesättigten Fettsäuren, solange dessen Qualität gut und die Gesamtenergiezufuhr nicht zu hoch ist.“ Hat Nygard also recht? Omega 3-Fettsäuren sind seit langem als gesundheitsförderlich anerkannt. Wie die aktuelle Studie beweist, scheinen auch die gesättigten Fette nicht so böse zu sein, wie sie immer dargestellt werden. Der springende Punkt: „Die Wahl qualitativ hochwertiger Lebensmittel“, wie Nygard betont. Gegen ein Steak aus Weidehaltung spricht also wenig, solange das Fleisch aus artgerechter Tierhaltung stammt!

 

Quellen:

  1. Veum, V.L., Laupsa-Borge, J., Eng, O. et al. (2016). Visceral adiposity and metabolic syndrome after very high-fat and low-fat isocaloric diets: a randomized controlled trial. In: American Journal of Clinical Nutrition.
  2. https://www.dge.de/presse/pm/dge-empfiehlt-auf-fettmenge-und-qualitaet-achten/

Dr. Jens Freese

Über den Autor

Dozent | Wissenschaftler | Berater

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