dr. freese forschung

Unsere Studien

Das Ursprüngliche hautnah erleben – unsere Forschungsarbeiten auf den Spuren unseres genetischen Erbes!

Unter der wissenschaftlichen Leitung von Dr. Jens Freese haben von 2011 bis 2018 insgesamt vier Feldstudien in der Eifel und den Pyrinäen durchgeführt, in denen wir 4 Tage und 4 Nächte unter simulierten steinzeitlichen Umweltbedingungen das Leben unserer steinzeitlichen Vorfahren simuliert haben. Das Ziel: Aufzuzeigen, dass chronische Erkrankungen wie Adipositas, Diabetes Typ 2, Nicht-alkoholische Fettleber, Arteriosklerose, Krebs, Alzheimer etc. die Folgen eines modernen Lebensstils sind, der nicht zu unserem genetischen Erbe passt. Die Ergebnisse dieser Touren wurden nicht nur in internationalen Fachmagazinen veröffentlicht, sondern sie lieferten aus Sicht der Präventivmedizin auch äußerst vielversprechende Erkenntnisse. Denn in nur 4 Tagen konnten wir zahlreiche metabolisch-inföammatorischer Blutparameter positiv beeinflussen, die veranschaulichen: Unser verschütterter Steinzeitkörper ist in der Lage, sich in Rekordzeit wieder unserem ursprünglichen Lebensstil als Jäger und Sammler anzupassen.

Back to the roots – oder warum wir der modernen Wohlstandsverwahrlosung die Stirn bieten müssen!

Ein Leben ohne Smartphone, Terminkalender, Umsatzziele, Bürostühle, künstliches Licht und verpackter Industriekost – ist das möglich?

Je nach Jahreszeit mussten unsere Vorfahren mehr oder weniger lange Wanderungen unternehmen, um in lukrative Jagdreviere zu kommen oder entlegene Wasserquellen aufzuspüren. Die längste Zeit der Menschheitsgeschichte (99,5%) war der Mensch auf der Jagd nach Energie- und Wasserquellen, Vitaminen, Spurenelemente und essentiellen Aminosäuren. Die Jahreszeit bestimmte nicht nur unser Nahrungsangebot, sondern auch den Kraftaufwand, den wir investieren mussten, um an energiereiches Fett, Aminosäuren, Glukose, Vitamin C und Co. zu gelangen. Wie auch immer die Nahrung in der Steinzeit in den verschiedenen Erdteilen tatsächlich aussah, die Verfügbarkeit war ganz sicher ein universales Problem, das vor Erfindung des Kühlschranks eine tägliche Herausforderung darstellte – ob im Sommer bei Gluthitze oder im Winter bei klirrender Kälte.

Wider unserem genetischen Erbe als Jäger und Sammler –
die Verfettung der modernen Gesellschaft

Aufgrund der wechselnden Umweltbedingungen, auf die sich unsere Vorfahren einstellen mussten, gehen wir davon aus, dass sich der menschliche Stoffwechsel genetisch an Nahrungskarenz und Wassermangel angepasst haben muss. Unser Stoffwechsel musste über zwei Millionen Jahre Karenzphasen überbrücken, sonst wären wir als Homo sapiens wie der Neanderthaler längst ausgestorben. Für das Überleben entwickelte unser Organismus unterschiedlichste Strategien. So besitzt der Mensch zum Beispiel einen Fruktosetransporter, der ohne Anwesenheit von Insulin, Fruchtzucker aufnimmt. Ein Großteil dieser Fruktose wird direkt in Fett umgewandelt. Dieser Mechansimus war in den kurzen Phasen des Überflusses ein entscheidender Überlebensvorteil. Denn wenn Früchte im Spätsommer reif wurden, verzehrten unsere Vorfahren vermutlich Unmengen davon, um den nötigen Winterspeck anzulegen.

Heute werden im Dezember Kiwis und Orangen aus fernen Ländern eingeflogen. Fast allen industriell hergestellten Lebensmitteln wird inzwischen raffinierte Fruktose beigemischt. Dadurch nehmen wir so hohen Mengen auf, dass wir den Winterspeck nicht mehr los werden. Die epidemiologsichen Daten aus allen Industrieländern sprechen in dieser Hinsicht Bände: Adipositas ist in den Industrieländernder Normalzustand. In den USA bringen 2 Millionen Menschen mehr als 200 kg Körpergewicht auf die Waage
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Before they pass away – was wir von den letzten Urvölkern auf diesem Planeten dringend lernen müssen

Unsere metabolische Flexibilität ist wahrscheinlich der entscheidenden Faktor, warum wir als Homo sapiens zum alles dominierenden Lebenwesen auf der Erde wurden. Der moderne Lifestyle beschert uns Nahrung, Getränke, Konsum, mediale Reize und Sitzfleisch im Überfluss. Zu jeder Tag- und Nachtzeit können wir an jeder Ecke Kalorien, Flüssigkeiten und Mineralien aufnehmen. Bewegung ist zum Luxusgut verkommen, denn Muskelarbeit erfüllt in unserer ökonomisch geprägten Welt keinen existentiellen Nutzen mehr.

Das Ergebnis unser unnatürlichen Lebensweise spiegelt sich in chronischer Entzündungen, Infarkte des Herzkreislaufsystems, Diabetes T2, Krebs, Alzheimer und Autoimmunerkrankungen wieder – viele davon waren vor 100 Jahren noch unbekannt. Auch die heute noch in entlegenden Gebieten der Erde lebenden Jäger- und Sammler-Völker kennen diese modernen Killer-Erkrankungen kaum. Erst seitdem die Pizza aus Dänemark nach Grönland einfliegt, erkranken die Inuit an den typisch westlichen Wohlstandskrankeiten.

2.5 Mio Jahre hat sich der Mensch an die Natur angepasst. Seit 100 Jahren passen wir die Natur an uns an. Mit der Erfindung von Kühlschrank, Verbrennungsmotor, Fast Food, Mobilfunk und Internet hat sich unsere ursprüngliche Lebensweise in Rekordzeit so drastisch verändert, dass unser steinzeitlich geprägtes Genom nicht nur an seine Grenzen gestoßen ist, sondern bereits über der Toleranzgrenze liegt. In unseren Studien wollten wir deshalb mehr darüber erfahren, was in unserem Inneren passiert, wenn wir uns eine kurze Zeit in eine simulierte Steinzeit zurückversetzen.

Das Steinzeit-Projekt – unsere Feldstudien
auf den Spuren unserer Vorfahren in der Südeifel

2013 haben wir mit Felduntersuchungen in der Südeifel begonnen. Dabei kam heraus, dass sich unser Stoffwechsel binnen weniger Tage wieder an die Steinzeit erinnert und auf alternative Stoffwechselwege zurückgreift, wenn Nahrung erst gesammelt oder gejagt werden muss oder anders gesagt: Wenn wir uns vor der ersten Mahlzeit bewegen müssen, bevor wir neue Kalorien aufnehmen. Dieses Verhaltensmuster steht im Gegensatz zu den Empfehlungen führender Fachgesellschaften wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE). Die DGE ist der Meinung, Frühstück sei die wichtigste Mahlzeit, damit der moderne, übergewichtige Mensch „gestärkt“ in den Tag gehen kann. Nicht nur unser Biorhythmus spricht gegen diese These, auch unsere Daten zeigen, dass ein durch Überernährung und Bewegungsmangel prädiabetischer Stoffwechsel in nur wenigen Tagen neu programmierbar ist.

Im Sommer 2013 haben sich 15 Freiwillige in einer Pilotgruppe an unserer 4-tägige Steinzeit-Tour durch die Südeifel beteiligt. Die Ergebnisse waren so ermutigend, dass wir 2014 die Studie auf 30 Teilnehmer ausgedehnt haben. Und auch diese Studie konnte eindrucksvoll belegen: In nur 4 Tagen passt sich unser Stoffwechsel wieder unserem genetischen Erbe an – Blutzucker- und Insulinspiegel, Cholesterinwerte etc. sind in Rekordzeit auf gesundem Normalniveau – ohne Medikamente. 2018 haben wir eine weitere Eifel-Studie zum Thema Stress durchgeführt. Alle Untersuchungen wurden inzwischen in fünf Publikationen wissenschaftlich aufbereitet und in internationalen Fachmagazinen veröffentlicht:

To Restore Health, “Do we Have to Go Back to the Future?” The Impact of a 4-Day Paleolithic Lifestyle Change on Human Metabolism – a Pilot Study.


Back to the Future. Metabolic Effects of a 4-Day Outdoor Trip Under Simulated Paleolithic Conditions – New Insights from The Eifel Study


The Sedentary (R)evolution: Have we lost our metabolic flexibility?


The Inflammation Paradox: Why are Tsimane protected against Western diseases while Westerners are not?


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